Trauer und Stärke

Trauer und Stärke können zusammen da sein.

Das geht.

 

Die Trauer ist ein so großes Gefühl, sie ist einfach überall. Sie dringt in jede kleine Spalte ein, sie ist immer da und kann ganz plötzlich auftauchen und alle anderen Gefühle verdrängen.

Sie kann sehr beeindruckend sein, wenn sie sich so groß macht.

Dann fühle ich mich klein,  hilflos,  verzweifelt.

 

Aber es gibt auch noch andere Gefühle.

Die Stärke stand auf einmal neben mir.

"Ich bin da" sagte sie.

Sie ist noch immer da, und sie ist genauso groß wie die Trauer.

Sie lässt mich jeden Tag aufstehen und Dinge tun, die ich noch nie gemacht habe, weil sie bisher immer mein geliebter Mensch gemacht hat.

Sie lässt mich sehen, dass die Trauer so groß ist, weil sie all meine Liebe in sich trägt.

Sie lässt mich weinen und schreien.

Sie lässt mich "Nein" sagen, wenn etwas zu viel wird.

Sie lässt mich das Alleinsein ausfüllen mit heilsamem Tun.

Sie begleitet mich, wenn ich in die Welt gehe und die Trauer sich zwischen mich und all die anderen Menschen stellt.

Sie lässt mich sicher entscheiden, was richtig ist.

Sie ermutigt mich, mir selbst gut zu tun.

 

Sie runzelt die Stirn, wenn ich so tue, als ob alles einfach wäre.

Sie schüttelt den Kopf, wenn sie hört "Aufstehen, Krone richten und weitermachen".

Sie hält mich zurück, wenn ich zu schnell bin.

Sie nimmt mir die Maske ab, die die Trauer verstecken will.

Sie lässt mich fühlen.

 

Sie nimmt mich in den Arm und zeigt mir, dass ich nicht allein bin.

 

Das ist Stärke. Und sie lässt mich trauern.

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